Aktuelles

In Mitteleuropa lebten wir bis vor kurzem die längste Zeit in Frieden und Demokratie (Yuval Noah Harari, israelischer Historiker). Blicken wir auf die aktuelle Weltlage und speziell auf die Kriege an unseren europäischen Grenzen, dann sind diese Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt. Das Elend so vieler Menschen, die in Angst, heimatlos, ohne lebenswürdige Perspektiven leben oder für Partialinteressen instrumentalisiert in den Tod geschickt werden, ist bedrohlich nahe; ihre Stimmen zählen nichts. Ob all den Meldungen will ich nicht hilflos abstumpfen, sondern selbstwirksam bleiben. So beschäftige ich mich wohldosiert mit all den Informationen und besinne mich auf das, was mir im gewöhnlichen Alltag möglich ist zu tun, u.a. meine Stimme erheben für das Gelingende und was es in meinen Augen wichtig ist zu hüten. 
 
Ich lebe in einer Demokratie und kann Lebensbedingungen mitgestalten. Meine Stimme zählt. Dafür bin ich unglaublich dankbar, ohne zu verklären, dass es auch bei uns soziale Missstände, Verteilungsungerechtigkeiten und viel Entwicklungspotential gibt und es für Sie, liebe Lesende, vielleicht anders ist.
 
Die Wiege der Demokratie liegt in Athen, im antiken Griechenland. Die Athener wollten damals, dass alle wählbaren Bürger – zu dieser Zeit nur Männer – unabhängig von Rang und Namen, gleichberechtigt Ämter besetzen konnten. Dazu haben sie im 5. Jh vor unserer Zeitrechnung das «Kleroterion», eine ausgeklügelte Losmaschine entwickelt, mit der Interessierte in ein Amt gewählt resp. vielmehr «hinein verlost» wurden. Was für ein kreativer Beteiligungs- und Entscheidungsvorgang! Damit war das attische Demokratieverständnis viel umfassender als unser Heutiges. Stelle man sich vor, das Los würde bei uns darüber entscheiden, wer künftig eine bestimmte (Vorgesetzten-)Position oder ein Amt besetzt. Das Kleroterion kam nur wenige Jahrzehnte zum Einsatz. Dennoch überdauert bis heute in weiten Teilen der Welt und bei uns die Überzeugung, wonach wir Lebensrealitäten am besten gemeinschaftlich, partizipativ gestalten und steuern. Mit Blick auf die Welt und auch in unsere Arbeitswelt: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. 

 
Innovative, partizipative Organisationsmodelle haben die Arbeitswelt in den letzten Jahren revolutioniert. Durch meine Arbeit weiss ich um das Bestreben vieler Organisationen, Leitungspersonen, Mitarbeitender oder Eigentümer_innen, Partizipation und Mitverantwortlichkeit im Betrieb zu etablieren – sei es aus ethischen Überlegungen und/oder aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Betriebliche Demokratisierungsprozesse bedürfen eines langen Atems, der Zeit und v.a. mehr als reine Gewinnoptimierungsziele. Es braucht den Willen, Macht (Ressourcen) und Einflussnahme zu teilen; die Bereitschaft, sich gemeinsamen Werten, Zielen und Perspektiven zu verpflichten; die Fähigkeit, sich eigenverantwortlich einzubringen und mitverantwortlich materielle und immaterielle Konsequenzen mitzutragen. 
Ich habe grosse Achtung vor all jenen, die das aus tiefer Überzeugung versuchen.  Bestimmt können wir persönlich und als Gruppe, auch am Arbeitsplatz noch viel dazu lernen. Die Voraussetzungen sind toll: wir leben in einem freien, rechtstaatlichen Land, können unsere Stimme erheben und sind eingeladen, kreativ, gemeinschaftlich die Zukunft zu gestalten.
 
Für lebensfreundliche Gemeinschaften wünsche ich mir den mutigen, sorgfältigen, hütenden Umgang mit unseren Möglichkeiten der Mitsprache und Mitverantwortung - für heute und für das Morgen unserer Nachkommen.
 

Ihnen und all Ihren Weggefährt_innen wünsche ich viel Zufriedenheit und Glück im 2024!
Volltreffer beim Glücksrad und genussvolle «Amuse Bouche».
 
Herzliche Grüsse
Karin Schüpbach

Glücksrad: ein Click genügt!